BERICHT IM
SCHLEUSENSCHIFFER KLUB CH l
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01.08.2009 -
BERICHT
VOM 1. AUGUST 2009 IN DER ZEITUNG BNDeStern NL l
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holländisch)
SCHWEIZER HEGEN UND PFLEGEN HOLLÄNDISCHES ERBGUT (Übersetzung
vom Bericht der BNDeStern Zeitung)
Im
Jachthaven Lamgat im West-Brabantischen Polder begegnet
man einer erstaunliche Kombination. Das Schweizer
Ehepaar Niederberger lebt seit Kurzem auf einem
Urfriesischem Plattboden-Boot.
Manövrieren mit dem schwerfälligen Plattboden-Boot fällt
Madeleine und Joseph noch nicht leicht, das bezeugen die
Kratzer am Rumpf … aber beide sind begeistert von ihrem
neuen Leben.
Nahe der Fussgänger und Velobrücke über die Mark,
zwischen Hoeven und Zevenbergen liegt im Jachthaven
Lamgat ein besonderes Phänomen: der von 1906 stammende
Friesentjalk WIETSKE. Die ursprüngliche Segel-Skûtsje
ist hervorragend restauriert und wurde zu einem
komfortablen Wohnboot und Motortjalk umgebaut. Trotz dem
neuen Aufbau hat dieser Ur-holländische Plattboden seine
klassische Linie nicht verloren. Das Besondere an diesem
maritimen Altertum ist, dass die Instandhaltung nicht
von einem niederländischen Organ für Altschiffe sondern
von einem Schweizer Ehepaar gewährleistet ist.
Seit 2 Monaten leben Madeleine und Joseph Niederberger
ganz auf dem schwimmenden Museumsstück. Die Eheleute
hegen und pflegen ihr Wohnboot, wobei sie Haus und Herd
in ihrem früheren Wohnort Bussigny bei Lausanne
definitiv verlassen haben. „Wir haben es noch keinen
Moment bereut. Es war ein grosser Schritt die Wohnung zu
vermieten und alle anderen Güter zu verlassen oder zu
verkaufen. Aber als wir es hinter uns hatten war es eine
enorme Erleichterung“ sagt Joseph.
Auf
einem Schiff zu leben war immer ein Traum von Madeleine.
In ihrer Jugend, bei einem Sprachaufenthalt an der Seine
in Paris, war sie fasziniert von den vorbeifahrenden
Schiffen. „Sie heiratete dann aber später einen Mann aus
den Bergen, somit war Leben auf dem Wasser nicht
möglich“, lacht Joseph.
Nach seiner Frühpensionierung als technischer Berater
ergab sich die günstige Gelegenheit. Wir haben überlegt
mit unserem Wohnmobil herumzureisen, aber die Hektik auf
der Strasse gab uns zu denken.
Informationen über Internet und internationale Makler
führten die abenteuerlichen Bewohner aus dem Bergland
Schweiz voriges Jahr letztendlich zum Polder nach
Zevenbergen.
An
der „Roode Vaart“ legte der Hobby-Restaurateur Jacq van
den Broek während über sechs Jahren letzte Hand an der
Wietske. Madeleine: wir waren sofort verliebt… genau das
was wir suchten, ein historisches Boot, welches viel
Unterhalt benötigt und wo wir schön beschäftigt sein
werden.
Die
letzten Wochen wurden noch Heizung, Waschmaschine und
verschieden Einrichtungen fertig erstellt. Die erste
grosse Fahrt steht Ende dieses Monats auf dem Programm.
Sie führt nach Sneek, wo das Ehepaar überwintern wird.
Später möchten die Eheleute durch Europa kreuzen.
Alles schön und gut … aber die Schweizer haben kein
bisschen nautische Erfahrung und eine Tjalk von 30
Tonnen ist sicher nicht das manöverleichteste Schiff,
auch wenn es ein Bugstrahlruder besitzt. „Das haben wir
bei den Übungsfahrten erfahren. Wir haben die Wietske
noch nicht ganz im Griff“, weiss Joseph nach einigen
gehörigen Kratzern am Rumpf.
Der
in der Schweiz erhaltene Fahrausweis hilft nicht über
alles. „Wir haben die Fahrschule und die Prüfung auf
einem Zodiak mit Aussenbordmotor absolviert. Das steuert
sich doch anders als ein 20 Meter langes Stahlschiff,
vor allem wenn es kräftig windet“ lacht Madeleine.
Das
muntere Duo bestätigt dass dadurch seine 38-jährige Ehe
geprüft wird. Immer ruhig bleiben ist das erste Gebot,
aber ein Schimpfwort dazwischen kann ab und zu
herausrutschen.
Wer
letztendlich Kapitän oder Matrose sein wird bleibe noch
dahingestellt. Madeleine hat aber bereits eine kleine
Idee über die Rollenverteilung an Bord: „Das Schleppen
der Trossen sei sehr schwer und eher Männerarbeit“.
West-Brabant gefällt den Schweizern sehr gut. „Wir mögen
die flache Landschaft und die herrliche Ruhe. Schöne
Velotouren nach den umliegenden Dörfern, wie Hoeven,
Oudenbosch, Steenbergen, Wilemstad, sowie die Stadt
Breda, haben wir schon gemacht.“
Inzwischen haben sich die zwei etwas in die Geschichte
des Schiffes vertieft. „Im Skûtsje-Museum in Sneek haben
wir gesehen wie das Leben an Bord früher auf einem
solchen Transportschiff war. Harte Arbeit, wobei die
ganze Familie oft auf engem Raum an Bord wohnte. Aus
Respekt vor dieser eindrücklichen Vergangenheit möchten
wir dass das Boot so original wie möglich erhalten
bleibt… auch am Namen des Schiffes „WIETSKE“ wollten wir
nichts ändern“.
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